• 14 OCT 2013 - Review - WA.de
Rachel Kolly d´Alba hält beim Schlosskonzert Publikum in Atem
Wie atemlos jagte die junge Schweizer Geigerin durch die Sonate für Violine und Klavier g-Moll von Claude Debussy, aufbegehrend und selbst an den langsamen Stellen voll innerer Anspannung. Chamorel zerwühlte die Stimmung zusätzlich mit abgehackten Klavierakkorden und Läufen. Wer Kolly d’Alba kannte, wusste: Ein Konzert zum Zurücklehnen würde das nicht werden. Die Geigerin peitschte auf, trieb mit bohrend vibrierenden Spitztönen die Musik und die Emotionen des Publikums vor sich her. Die Zuhörer ließen sich darauf ein: Sie reagierten nach jedem Stück mit zustimmendem Zwischenapplaus.
Nachdrücklich leitete Chamorel am Klavier das Poème von Ernest Amédée Chausson ein. Völlig anders klang dann der Einstieg der Geige: Jetzt gab sich Kolly d’Alba melancholisch und nachdenklich. Doch schnell ließ sie sich wieder forttragen von virtuosen Phantasien, intonierte eine schmerzlich klingende Zerrissenheit. Über einer pulsierenden Klavierbegleitung lässt sie die Geige in höchsten Tönen schluchzen, inszeniert ein schmelzendes Vibrato.
Über einem Gershwin-Arrangement zu „Porgy and Bess“, von Alexander Courage, liegt zunächst laszive Südstaatenträgheit. In gedehntem Rhythmus schlendern Kolly d’Alba und Chamorel zu „It ain’t necessarily so“. Ein pointierter Shuffle-Rhythmus prägt auch „There’s a Boat that’s leavin“.
Bei „My Man’s gone now“ bricht die Violine wieder in lautes Klagen aus. In „Summertime“ lässt Kolly d’Alba den kehligen Klang einer farbigen Sängerin mitschwingen, kann es sich dann aber doch nicht versagen, dieses atmosphärisch dichte Lied mit ihrem emotionalen Vibrato zu durchtränken.